Wie kommt man mit sowas klar?
Wenn ein Mensch von schweren Schicksalsschlägen wie Krankheit oder Tod getroffen wird, beginnen verschiedenste Bewältigungsmechanismen im Inneren abzulaufen. Ihr kennt ja bestimmt die zahlreichen Studien und Artikel über Resilienz, die psychische Widerstandsfähigkeit. Diese ist bei uns allen unterschiedlich stark ausgebildet. Aber wie stark sie tatsächlich ist, lernen wir wohl erst in Situationen, in denen es uns den Boden unter den Füßen wegzieht.
Mein Leben begann in 2 Paralleluniversen zu verlaufen. Es gab die eine Jasmin, die weiterhin ihre Ziele verfolgte, als ob sich nichts an diesen verändert hätte, zur Arbeit ging und ihr Masterstudium (natürlich mit dem Anspruch der Perfektion, wie immer) meisterte.
Nebenbei und die Betonung liegt tatsächlich auf dem NEBENBEI, wurde die Rolle der Patientin mit all den Arztterminen und Blutkontrollen gemanagt.
Eines ließ sich jedoch in keinem der beiden Universen verleugnen oder ignorieren: die Angst vor dem Ungewissen, die mich auf Schritt und Tritt verfolgte. Sekunden der Lebensfreude mit Lachen wurden genauso schnell wieder von einer inneren Stimme der Angst unterbrochen, die mir zuflüsterte:
„Wie kannst du nur so ruhig bleiben und hier sitzen und lachen, wenn dein Leben bald genauso schnell zerbrechen kann?“
Die verschiedensten Anteile meiner Persönlichkeit schienen im Konflikt miteinander zu sein. Jeder wollte gehört werden und es zerriss mich förmlich innerlich. Vor allem die kranke Jasmin, die ich bis zu diesem Punkt versucht habe zu ignorieren und unterdrücken, wollte immer mehr mit ihren Sorgen gehört werden.
Der Versuch die Normalität aufrechtzuerhalten scheiterte immer mehr, denn es kostete mich zuviel Kraft dieses Luftschloss aufrechtzuerhalten. Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch alles im Griff zu haben und umsetzen zu können und dem Wunsch nach Ruhe und Nachsicht mit mir selbst.
Der Schmerz des sich Auflehnens gegen die Krankheit aber vor allem auch gegen mich selbst stürzt einen ins Leiden, meint meine Psychotherapeutin. Kämpfen bringt nichts, also versuche ich einen neuen Weg in der Bewältigung von Krisen: ANNEHMEN.
Jedes Gefühl will erlebt werden, sonst kommt es immer wieder, bis es verarbeitet wurde. Letztlich bleibt es nur ein Gefühl, wenn wir es annehmen.
MDS war zu einem Puzzleteil geworden, das einfach nicht hineinpasste. Genauso fühlt sich das Leben mit einer schweren Krankheit manchmal an. Wie ein Puzzleteil, das plötzlich am Tisch auftaucht und in das Ganze eingefügt werden muss, um es zu vervollständigen, aber wie man es auch dreht und wendet, es will nicht passen.
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