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Roter Bettenturm, Fahrsteige …Willkommen am AKH Wien!


Nach meiner Auszeit am Meer begann eine Achterbahnfahrt, von der ich mich vor allem psychisch lange später nicht ganz erholen sollte. Da meine eigenen Stammzellen ihren Job scheinbar verlernt hatten, brauchte ich eine Fremdspende und hier hörte die Zuständigkeit meines Heimatkrankenhauses auf. Ich bekam meinen ersten Termin an der Abteilung für Knochenmarkstransplantation am AKH Wien.


Wenn man selbst in einem Krankenhaus arbeitet, denkt man zunächst, dass man sich schneller und besser

anhand der Fachbegriffe und Abteilungen orientieren kann. Die Größe des AKHs jedoch und die alten, grauen Mauern, vielleicht auch der Umstand, dass ich meine Mama beim ersten Mal dabei hatte, ließen mich vollkommen in die Patientinnenrolle fallen. Ich konnte mich nicht orientieren, war schwer nervös (wahrscheinlich auch ein bisschen von meiner Mama abgefärbt) und wollte am liebsten weglaufen. Endlich die richtige Abteilung gefunden, warteten wir umgeben von deutlich älteren Patient*innen, die mich mitfühlend ansahen.


Es folgte wieder einmal ein ausführliches Aufklärungsgespräch, jedoch dieses Mal mit mehr Perspektiven und einer Zukunft ohne das Wort Krebs oder Onkologie. Mein junges Alter sei ein klarer Vorteil und somit könnte ich mich rascher und vollständig erholen. Die Planerin in mir hängte an den Fakten und dem Zeitplan (denn wie man mich kennt habe ich immer einen Plan). Ich wollte unbedingt im kommenden Jahr 2022 meinen Master abschließen und kirchlich heiraten.


VOLLBREMSUNG: Der Arzt holte mich zur Realität zurück was das alles tatsächlich bedeutete. Um gesund zu werden sollte ich 6 Wochen auf der Station bleiben und mich einer Chemotherapie mit möglichen Nebenwirkungen, der Transplantation fremder Stammzellen und anschließend mindestens 6 Monaten der Nachkontrolle sowie der Einnahme von Medikamenten stellen. Ich stürzte innerlich vom 21. Stock des AKHs hinunter und klammerte mich an ein Seil, meinen Lebensplan. Ich wollte nicht in dieses Rettungsnetz, meine Behandlung, fallen, das würde heißen ich müsste meine Pläne loslassen.


Ich musste aus diesem kleinen Kämmerchen ohne Tageslicht, diesem riesigen grauen Betonbau flüchten und wieder zurück in mein altes Leben. Keine Isolation in einem Zimmer, eine Glatze und eine Chemo, die alles auffrisst was von mir da ist und alles auslöscht nur um ein neues System fremder Zellen in meinen Körper zu lassen. Danach Abstand zu allem halten was mir Spaß macht um keine Infektion zu riskieren. NEIN zu diesem Zeitpunkt konnte und wollte ich mir mein Leben mit 27 Jahren so nicht vorstellen.


Von diesem Tag an begann mein dysplastisches Leben jedoch richtig Fahrt aufzunehmen. Es folgten zahlreiche Besprechungstermine, Blutkontrollen, die Fremdspendersuche wurde eingeleitet und meine heilbringende Stammzelltransplantation (SZT) sollte im November/Dezember 2021 stattfinden. Ich musste also alle meine Lebensbereiche auf dieses Vorhaben hin umkrempeln, Pläne verwerfen und mich darauf vorbereiten Pause von alledem zu machen.

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