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Mit einem Pieks ins neue Jahr

Eine Gedankenreise über das Alte und Neue, Neujahrsvorsätze und wieder einmal einem Arzttermin

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
-Hermann Hesse

Neues Jahr, Neues Ich; Neujahrsvorsätze, welche die erste Woche des neuen Jahres bereits nicht überleben und jede Menge Enttäuschungen aufgrund zu hoher Erwartungen an Menschen, besondere Ereignisse und Festivitäten sowie das Leben an sich.

Ich habe jahrelang Vorsätze formuliert, mir vorgestellt wie toll nicht Silvester werden muss, mir Fitnesschallenges rausgesucht, mein zukünftiges Ich visualisiert und von all den Reisen geträumt, die ich entweder bereits geplant hatte oder die ich mir vor meinem geistigen Auge vorstellte.


Dieses Jahr allerdings startete gefühlt mit der Zeitrafferfunktion und plötzlich sitze ich hier, am Ende der ersten Kalenderwoche und frage mich, was ich mir überhaupt von diesem Jahr wünsche, was ich bereits erlebt habe und fühle mich einfach nur gestresst und unter Druck gesetzt. Ich wollte es doch langsam angehen, dieses neue noch in den Kinderschuhen steckende Leben von gerade einmal 7 Monaten. Stattdessen habe ich das Auto und meinen Beifahrer mit denen ich bisher durchs Leben gefahren bin verlassen und bin in einen Schnellzug Richtung Jasmin 2.0 eingestiegen.

Ich ziehe hiermit die Notbremse, hänge mich mit all meiner Kraft in das rote Seil und ziehe es nach unten, bis der Zug zu quietschen beginnt und das Tempo langsam drosselt. Nein, ich steige nicht mehr in das alte Hamsterrad, aus welchem ich gekommen bin, funktioniere nicht wieder wie früher und laufe dem Alltag hinterher. Dazu habe ich weder die körperliche noch seelische Kraft mehr, noch Lust darauf. Ich bin nun Aussteigerin und spring nun von den Gleisen in die Wildnis dieses noch unbeschriebenen neuen Jahres und auch meines jungen Lebens.


Das alte Jahr hatte mir zum Ende hin neben den Schmankerln des Wechsels, einer verschmusten Fellnase und einer harten Nervenprobe auch gezeigt, dass es Zeit für einen Neuanfang aber auch Wiedereinstieg ist. Es ist Zeit wieder ins Leben zurückzukehren und die Pausetaste, die ich lange genug gedrückt gehalten habe, loszulassen. Aber was ist wenn mir das laufende Programm nicht mehr gefällt, von dem ich Abstand und Pause gehalten habe? Demnächst kündige ich meinen Krankenstand und betrete wieder die Arbeitswelt. Mit gemischten Gefühlen sehe ich diesem Schritt entgegen. Nicht nur die eigene Person hat sich geändert, auch die Welt dreht sich weiter und kein Stein bleibt auf dem anderen. Passt mir meine Uniform und vielmehr meine Rolle als Therapeutin noch?


Mit Babyschritten lernt auch mein Immunsystem dazu, welches ähnlich einer neuen Festplatte erst mit Informationen gefüttert werden muss. Ich starte tatsächlich mit einem weißen Blatt Papier auf dem für mein Immunsystem noch keine einzige Krankheit steht.

Der symbolische Neustart in die Wildnis des neuen Jahres geschieht also in einem kleinen Arztzimmer in Form eines Stiches, gefolgt vom wohlig warmen Gefühl der Flüssigkeit eines Impfstoffes, der sich langsam in meinem Körper verteilt. Ich sitze auf der Spezialambulanz für Impfungen, vor mir liegen eine lange Liste voller empfohlener Impfungen sowie ein nigelnagelneuer gelber Impfpass mit meinem Namen drauf. "Was geschieht mit meinem alten Impfpass", frage ich die Ärztin und wedle damit vor ihr herum. Das Papier löst sich langsam auf, es fühlt sich glatt und geschmeidig von den Jahren des Hautkontakts an, es gibt kaum einen Fleck, der nicht vollbeschrieben und abgestempelt ist. Sie zuckt mit den Schultern und meint nur: "Sie können ihn als Andenken aufbewahren."

Dieser Pass hat mich von klein auf begleitet, beinhaltet Informationen über meine wichtigsten Kinderkrankheiten, die ersten Impfungen und noch meinen alten Mädchennamen inklusive alter Wohnadresse. Ein weiteres Beweisstück von einem vergangenen Leben, das einem Neuanfang weichen muss.















Das neue Jahr ist eine Woche alt und ich hole mir neben der ersten Blutabnahme des Jahres auch die erste Impfung in meinem unbeschriebenen neuen Impfpass ab. Die Ärztin stempelt und unterschreibt und überreicht mir meinen Pass. Mein Immunsystem hat nun seine erste Lernaufgabe bekommen und muss sich weiterentwickeln. Aber ebenso muss ich in diesem Jahr noch viel über mich und meinen Körper lernen.







Um zum Anfangsgedanken über Neujahrsvorsätze zurückzukommen: Ich habe für dieses Jahr nur ein Wort, das mich begleiten soll


.....zum Leben

.....zu mir und meinem Bauchgefühl (was ein NEIN zu allem/allen anderen heißt)

.....zu Abenteuern (keine billigen Ausreden etwas nicht zu machen)

.....zu neuen Chancen


Nennt es Neujahrsvorsatz, ich nenne es eine Lebenseinstellung und Vision für 2024: Mein JA-SAG Jahr.

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