Berühmt und/oder Berüchtigt?!
- Jasmin Poschmaier
- vor 17 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
"Für R....
Never Give Up, Girl!
Jasmin"
Diese Zeilen schreibe ich in einer Nachtaktion auf ein weißes Blatt Papier und übergebe es der Pflegerin. (Ich weiß klingt wie ein einfallsloser 08-15 Spruch aus dem Sprüchekalender, aber man verzeihe es mir aufgrund der Uhrzeit und der Tatsache, dass ich sehr unvorbereitet mit dieser Situation konfrontiert wurde). Die Pflegerin kichert leise und verlässt das Zimmer mit den Worten: "Du bist eine lokale Berühmtheit." Ich entgegne schlagfertig: " Aber für sowas wollte ich nicht unbedingt berühmt werden." Die Tür geht zu und hüllt mich wieder in Dunkelheit mit der Hoffnung Schlaf zu finden, während ihre Worte in meinem Kopf nachhallen....
Es ist nicht das erste Mal, dass mir eine gewisse Berühmtheit bzw. Bekanntheit nachgesagt wird. Phrasen wie die oben fliegen mir immer wieder entgegen. Vielleicht ist der rote Boden der hämatologischen Station mein persönlicher roter Teppich. Mein 13 jähriges Ich hätte liebend gerne Autogramme verteilt und Küsschen in die Menge gehaucht. Im Hier und Jetzt denke ich mir nur, wie bemitleidenswert es sein muss, für sowas berühmt zu sein.
Dennoch waren diese wenigen und einfallslosen Zeilen, die ich für diese junge Patientin in der Nacht verfasst habe, ein kleiner wärmender Lichtstrahl, der direkt seinen Weg in mein Herz gefunden hat. Sie hatte soviel Angst vor diesem Weg und vor allem der Stammzellentransplantation und mein Podcast hat ihr Hoffnung gegeben und Angst genommen. Als sie hörte, dass ich ebenfalls auf dieser Station bin, wünschte sie sich ein Autogramm von mir und war zu schüchtern um selbst danach zu fragen. So kam es, dass ich um 23 Uhr mein allererstes Autogramm als "Krebspopstar" gegeben habe.
Schon bei meinem Eintreffen wurde gemunkelt darüber, wer wieder da ist. Ein Wiedersehen, das sich keiner gewünscht hat. In so manchem Blick und Lächeln stecken Wehmut und Mitleid. Andere Berühmtheiten haben Visagisten, Stylisten und Manager an ihrer Seite. Ich hingegen habe ein Team um mich, dass mich statt mit Make-Up haufenweise mit Salben an verschiedensten Stellen meiner Haut versorgt. Meine Fotoshootings sind besonderer Art und würden in der Promiwelt bestimmt für Skandale und jede Menge Klatsch und Tratsch sorgen. Meine besondere schauspielerische Leistung liegt darin, dass mein Körper sich immer wieder etwas Neues Einzigartiges einfallen lässt, um ausgefallen zu sein. "Sie zeigen auch überall auf, oder?"
Ich bin eben eine richtige Rampensau und wenn es scheinbar nicht für den echten roten Teppich reicht, dann nehmen wir eben wieder einmal den roten Bettenturm.

Um es mit den Worten einer Freundin zu beschreiben:
Du bist wieder mal ein Einhorn und glitzerst auch noch dabei
Seid ihr bereit für die lustigen Abenteuer des glitzernden Einhorns?
Die andere Frage ist: "Bin ich bereit für diese Rolle?"




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