3 Buchstaben: MDS
Ich schickte letzte Stoßgebete Richtung Himmel: „Lass es etwas Brauchbares sein, dass sich gut behandeln lässt und dann ist bald wieder alles normal.“ Was danach kam konnte ich nicht einmal ansatzweise erwarten.
Nach Dienstschluss eilte ich noch in Dienstkleidung auf die Onkologie. Ich saß gegenüber von einem Assistenzarzt, der mich lässig mit einem DU und Smalltalk über die Beckenkammbiopsie empfing. Mich schüttelte es innerlich erneut bei dem Gedanken an die Biopsie und es warf mich erneut zurück in diese Situation. Und dann verließen die magischen drei Buchstaben seinen Mund. Nur 3 dämliche Buchstaben, die alles verändern und auf den Kopf stellen sollten.
„Man muss leider sagen, es ist ein MDS.“
Dann passierte Folgendes in exakt dieser Reihenfolge:
Fragezeichen in meinen Augen – Stille – sein Blick richtete sich auf meine Dienstkleidung und gab mir indirekt zu verstehen, dass er annahm ich teile sein Fachwissen – ich komme wieder zu mir und fragte: „Ich bin nicht vom Fach, auch wenn ich weiß trage, aber was soll das sein?“
„Es tut mir leid.“ Auch diese 3 Wörter klangen alles andere als hoffnungsvoll und es folgte ein Aufklärungsgespräch, das ich nur mehr vage durch diese Blase, die sich um mich legte, mitbekam.
Unheilbar – Schwerkrank – Abwarten – Leukämie - Chemo - Stammzellentransplantation
Mein neuer Wegbegleiter nennt sich also Myelodysplastisches Syndrom, eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Meine Fragen nach dem Wieso? Warum? Wie? bekam ich eine klare Antwort: PECH. Und das wohlgemerkt gleich in mehrfacher Hinsicht, denn diese Erkrankung trifft statistisch gesehen vor allem Männer im Alter von 70 Jahren und kaum weibliche Patientinnen im gebärfähigen Alter wie mich.
Ich verschwand aus meinem Körper, aus dieser Situation und wurde überflutet von verschiedensten Emotionen, die mich lähmten. Ich konnte nichts tun und die Flut an Informationen prasselte weiter ungefiltert auf mich ein.
Auszeit am Meer
Entgegen des ärztlichen Rates flog ich eine Woche später nach Griechenland. Immerhin hatte ich genug Stress dieses Jahr mit meinem Masterstudium, der Vorbereitung meiner Masterarbeit und dann auch noch dieses komische Syndrom, das allerdings bislang keine Probleme machte und ruhig am Beifahrersitz mit mir durchs Leben fuhr. Bevor mein Arztmarathon wieder losgehen sollte, atmete ich die frische Meeresbrise ein, lachte mit Freunden, trank den nächsten Cocktail und prostete dem Leben zu.
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Liebe Jasmin!
Danke für deinen Mut, deine Erfahrungen und Gefühle zu deiner Erkrankung mit anderen zu teilen. Deine Aufarbeitung und der Zuspruch werden dir helfen, die Krankheit zu besiegen und anderen werden sie helfen, Mut und Zuversicht auch in schwierigen Zeiten nicht zu verlieren. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und positive Energie.
"Don't stop believing"
Hdl