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Zurück in die Arbeit = Zurück in die Normalität?!

Stell' dir vor, du wirst mit einer Zeitmaschine plötzlich 1 Jahr in die Zukunft gebeamt. Du kennst die Menschen um dich herum und den Ort, den du dein Lebensumfeld nennst, aber fühlst dich vollkommen fehl am Platz. Dir wird nun bewusst, dass die Welt sich weiter gedreht hat, während sie für dich monatelang auf der Pausetaste stehen geblieben ist. Während du mit Babyschritten die Umgebung, die dir einst so bekannt war wieder erkundest, rast das Leben weiter an dir vorbei. Du bist nicht schnell genug, versuchst mitzuhalten aber musst feststellen, dass du irgendwo am Weg anders abgebogen bist.


Dieses Gefühl beschreibt meinen derzeit laufenden Wiedereinstieg ins Berufsleben. Die Arbeitswelt hat mich wieder, ich liege niemandem mehr auf der Tasche und bin ein funktionierendes leistungsfähiges Mitglied dieser Gesellschaft, oder nicht? Meine Energiebatterien teile ich mir nun nicht mehr nur mit dem Heilungsprozess in meinem Inneren, den dazugehörigen weiterhin notwendigen Arztterminen und Wanderungen durch den Bürokratiedschungel, sondern auch mit drei Arbeitstagen in der Woche. Bisher musste ich nur mich selbst in der neuen Rolle der Patientin managen. Während der Wiedereinstieg ins Berufsleben mir wieder eine neue/alte Rolle zurückgibt, bleibe ich aber weiterhin Patientin. Eine Patientin mit einem Immunsystem wie ein Neugeborenes und das noch dazu im Arbeitsumfeld Krankenhaus. Corona sei Dank werde ich zumindest nicht komisch angeschaut für meine Maske, die ich zum Schutz meines Immunsystems tragen muss. Ich stehe also unter Welpenschutz, bekomme Verständnis und zum Teil auch Anerkennung für das, was mir passiert ist und werde wohlwollend in der Arbeitswelt willkommen geheißen.

Aber normal ist für mich noch immer nichts. Viel zu schnell wurde ich in diese Situation gebeamt, der ich mich noch nicht gewachsen fühle. Das Leben hat von der Pausetaste plötzlich die Vorspultaste betätigt und nun werde ich jeden zweiten Tag um 5:45 Uhr geweckt, bereite mir Frühstück zu, lasse den Hund nach draußen und gehe zur Arbeit. Dies frisst bereits mehrere Striche meines Energieakkus, der nicht nur für die Arbeit allein, sondern auch das Leben als Ehefrau, Freundin, Tochter, Hundebesitzerin, Hobbyistin uvm. reichen soll. "Energiemanagement" lautet das Zauberwort. Aber wie funktioniert das? Ich bin dabei es herauszufinden, Erfahrungsbericht folgt ;) Die Leistungsfähigkeit ist nicht mehr dieselbe wie früher. Schlechter? Nein, einfach anders. Jeder Tag ist geprägt vom inneren Vergleich mit der Jasmin, die vor einem Jahr in dieses Abenteuer abgebogen ist. Auch wenn sie immer wieder auftaucht und sich in Verhaltensweisen wie Perfektionismus, Leistungsdrang und voll durchgeplanten Tagen zeigt, passe ich nicht mehr in ihre Hülle. Ihr Gewand ist mir zu groß geworden und ich möchte auch nicht mehr hineinwachsen. Früher habe ich das Leben einen Termin nach dem anderen, eine Herausforderung nach der anderen abgehakt, ohne innezuhalten und zu erleben, was ich mir alles aufgelastet habe.


Dann hat mir das Leben gezeigt, was es heißt stehen zu bleiben, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die neue Jasmin ist noch jung und tastet sich langsam durch diesen neuen Alltag. Im Hintergrund kämpft sie immer noch gegen alte, bewährte Gewohnheiten und Stimmen der Angst, die von Rückfallstatistiken und Schicksalsschlägen Gleichgesinnter geprägt sind. Das Glück und vor allem unsere Gesundheit sind vergänglich und ich habe gelernt, dass ich nicht unbesiegbar bin. Im Gegenteil: Vielmehr sind wir alle zerbrechlich, unser Leben ein wertvolles Geschenk und wir haben in der Hand wie wir damit umgehen. Nichts ist mehr wie es war, in keinem Bereich meines Lebens und ich versuche das selbst erst mal zu verdauen.

Ich jongliere zurzeit auf einem Einrad sitzend alle Aspekte meines Lebens. Habt Nachsicht mit mir, wenn ich dabei einmal etwas vergesse, keine Energie mehr habe oder länger für etwas benötige. Ich werde den Dreh schon herausfinden und das Gleichgewicht halten lernen.

Ich bin nicht soweit gegangen, um jetzt einen Rückzieher zu machen.

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