Wenn Träume platzen ...
Kennt ihr diese Momente in denen von jetzt auf gleich ein Teil eures mühsam über Jahre aufgebauten Traumschlosses alias „die Idealvorstellung, die man vom Leben hat“, platzt?
27 Jahre lang ist mein Leben genau so verlaufen wie ich es mir vorgestellt habe. Nicht zu wissen was als Nächstes kommt gehörte weder zu meinen Stärken, noch zu meiner Herangehensweise im Leben. Einer dieser – nennen wir sie „Seifenblasenmomente“, weil die Träume platzen wie Seifenblasen- war jener, als mir offenbart wurde, dass ich unfruchtbar werden könnte. Die leichtsinnige Selbstverständlichkeit eines Tages ohne Weiteres mit dem Menschen, den ich liebe, Kinder in diese Welt zu setzen, war plötzlich verflogen. Unsere Ersparnisse für unsere Zukunft flossen in die Vorsorge für den Nachwuchs, aber immerhin wurde uns eine Möglichkeit geboten, vorzusorgen und ich weiß die bekommt nicht jede auf ihrem Heilungsweg.
Einige Monate später stand ich jedoch vor dem nächsten Scherbenhaufen: der Traum vom Hausbau platzte. Auf der einen Seite war in Anbetracht des Weges den das Leben eingeschlagen hatte, die Vorstellung von immensen Schulden über viele Jahre nicht nur unrealistisch sondern fühlte sich im Vergleich zur Endlichkeit des Lebens beinahe unwichtig an. Andererseits bekam mein Leben, oder das was es im vergangenen Jahr mit MDS geworden ist, auch von Versicherungsanstalten gefühlt den Stempel "Risiko" auferlegt, das keine dieser tragen wollte.
Ich drehte mich emotional in einem Karussell, das immer schneller wurde und mir nach und nach schwindelig. Alle Vorstellungen und Ziele, die ich für mich und mein Leben hatte, schienen nicht mehr zu diesem dysplastischen Lauf der Dinge zu passen. Neue Wege einzuschlagen, mich selbst zu verwirklichen und auch beruflich schauen was möglich ist. All das wurde von einer großen schwarzen Wolke begleitet, die jedem Seifenblasentraum mit einer Stecknadel zu drohen schien. Also blieb ich beim bekannten Umfeld, den üblichen Gewohnheiten und Routinen, die mir in dieser Zeit zwar Sicherheit gaben, meinen unermüdlichen Durst nach MEHR im Leben jedoch nicht stillen konnten.
Ich konnte diese Träume derzeit weder loslassen, noch vollkommen zuversichtlich darauf zuleben, denn die Entscheidung was in meinem Leben möglich war und was nicht, wurde gefühlt dauernd von Ärzt*innen, Blutkontrollen und der nächsten Beckenkammbiopsie getroffen. Die Autonomie eines Menschen macht diesen aus und diese war mir gefühlt abhanden gekommen.
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