Ich habe heute leider keine Stammzellen für dich

30.03.2023: Es hätte mein Tag 0 sein sollen, an dem ich deine Stammzellen wie einen heiligen Gral zur Erlösung meiner Krankheit empfangen hätte sollen. Vor 1 Monat wäre ich mit dem ursprünglichen Plan zu diesem Zeitpunkt bereits vielleicht kurz vor einer Entlassung nach Hause gestanden.

Wie wir alle mittlerweile wissen, gab es da mehr als nur einen Zwischenfall und ich habe beide Wangen hingehalten und der Weg ist nun ein anderer, ungeplanter mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die ähnlich eines Wanderweges vor jeder Abzweigung neue Möglichkeiten bieten. Dennoch bin ich zuversichtlich, denn ich bin hier und gekommen um zu bleiben, bis MDS und/oder AML, was auch immer in meinem Körper mittlerweile schlummert, verschwinden.

Statt Tag 0 und der Geburt eines neuen Lebens, ist es nun der 3. Tag meines Chemozyklus. Ich denke heute ganz viel an die unbekannte Person da draußen, die mein Leben mit ihren Stammzellen retten soll und was in ihrem Kopf wohl vor sich gehen mag. Ich weiß nur zu gut wie es ist in Bereitschaft zu sein und auf der Ersatzbank zu sitzen, bereit ins Spiel zu kommen und zu kämpfen. Ich frage mich ob es sich für meine*n Lebensretter*in genauso anfühlt? Was geht diesem Menschen durch den Kopf bei den vielen Absagen und Verschiebungen meiner Stammzelltransplantationen? Hat er*sie langsam keine Lust mehr dieses Spielchen mitzuspielen?

Da erklärt man sich bereit ein Leben zu retten, das man nicht einmal kennt und dann will dieses Leben scheinbar nicht gerettet werden und entscheidet sich immer wieder um. Ich verspreche dir, eines Tages wird das alles einen Sinn machen und wenn du diese Zeilen vielleicht sogar schon liest, dann spendiere ich dir ein Glas Aperol als Andenken an die orange Chemoflüssigkeit und ich hoffe wir lachen gemeinsam darüber und fallen uns in die Arme. Es sollte wohl nicht gerade heute soweit sein aber aller guten Dinge sind bekanntlich 3 und beim 3. Versuch klappt es ganz bestimmt und ich nehme dein Blut mit voller Hingabe an.

Das Ziel ist und bleibt gleich:

Dein Blut wird Mein Blut